ENGAGEMENT FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNG
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Seit Juni 2016 arbeite ich jetzt hauptberuflich mit Menschen mit Behinderung zusammen. Die Zufriedenheit, die mich seither begleitet, fühlt sich so selbstverständlich und stimmig an, als hätte ich niemals davor etwas anderes gemacht. Das Zusammensein und die Arbeit miteinander beflügeln meine Kreativität, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. "
GELEBTE VIELFALT
Die größte Einrichtung für Menschen mit Behinderung Nürnbergs, die noris inklusion, war schon seit vielen Jahren einer meiner Lieblingskunden als professioneller Grafiker, aber vor allem als Illustrator. Die Anforderungen soziale Sachverhalte in allerlei Werbemitteln zu zeigen, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger oder mitleidheischenden Bildstrecken aufzuwarten, gepaart mit knappen Budgets, forderte schon immer eine meiner größten Stärken heraus: Improvisationskunst.
So kam es, dass etliche Sympathiefiguren und Illustrationen, Logos und Piktogramme aus meiner Hand entstanden, die immer ein bisschen besser waren als das knappe Budget es eigentlich hergegeben hätte. Aus einem einfachen Grund heraus:
Es machte Spaß!
Seit einigen Jahren haderte ich mit dem Berufsbild als Selbständiger Grafiker und Co-Geschäftsführer einer Werbeagentur, das vordergründig Freiheit und kreative Möglichkeiten versprach, in der Realität jedoch ein Korsett aus Zwängen und ungeliebten Aufgaben um mich legte, das meine Kreativität immer mehr einengte. Aus einer spontanen Eingebung heraus bewarb ich mich 2016 um die ausgeschriebene Stelle eines Gruppenleiters bei der noris inklusion und ließ meine Selbständigkeit hinter mir. Viele Kundenbesuche, die jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meinem ehemaligen Kunden und die Begegungen, die ich vor Ort hatte, hatten sich immer schon richtig angefühlt. Außerdem war mir das Thema nicht fremd, da ich eine jüngere Schwester mit einer Behinderung habe. Kombiniert mit meiner früheren Ausbildung zum Werkzeugmechaniker ergab sich plötzlich wie von selbst ein Gesamtbild, wo früher nur einzelne Blasen waren.
Alles passt zusammen
Nun begleite ich derzeit 11 Menschen bei ihrer täglichen Arbeit in der Werkstatt. Außerdem habe ich Gelegenheit viele handwerkliche Fähigkeiten einzusetzen und mit künstlerischen Ideen zu kombinieren. Wir malen gemeinsam Piktogramme an die Wand, ich gestalte Ausmalvorlagen und richte Malaktionen aus, bei denen Menschen mit Behinderung und alle, die möchten, meine Kunstobjekte bemalen. Und bei all dem spielen ganz oft die Fähigkeit zur Improvisation, Spontaneität und Intuition eine tragende Rolle. Ganz so wie im täglichen Umgang mit den Menschen, die ich begleite, immer wieder Situationen auftauchen, die das Handeln aus dem Bauch heraus erfordern. Dem Bauch tut es gut, wenn man ihm öfters die Entscheidungsbefugnis vor dem Hirn einräumt!